Bredstedter Liedertafel von 1842

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 1864-1914   Die Kaiserzeit

1864 nahmen wieder 24 Sänger unter Musikus Ohle an den Singabenden teil.

1865

fand ein Sängertreffen in Tondern statt, bei dem die Gesangvereine Leck, Langenhorn und Bredstedt dabei waren. Hier wurde erstmals der Wunsch laut, alle Chöre dieses Raumes in einem „Nordfriesischen Sängerbund“ zu vereinen. 

Dieser Gedanke fand Anklang, und so erfolgte schon am 11. August 1867, am Vorabend des 25jährigen Stiftungsfestes der Bredstedter Liedertafel, die Gründung in Bredstedt. Die erste Vereinsfahne wurde am folgenden Tag geweiht.

Die Liedertafel war in diesen Jahren auf vielen Ebenen aktiv. So wurden Maskenbälle durchgeführt und unter Wortführer Dr. Hansen eine vereinseigene Bücherei eingerichtet, in der auch Zeitschriften zur Ausleihe verfügbar waren. Das Ausleihbuch existiert noch. Es weist aus, dass viele Leute aus dem Bredstedter Umland Bücher beim Verein entliehen.   

1868 kam man überein, das beliebte Einsingen des neuen Jahres in der Neujahrsnacht wieder durchzuführen. Diese Sitte hat sich bis zur Jahrhundertwende gehalten. Neue Mitglieder mussten in diesen Jahren durch „Ballotage“ mittels eines „Ballotierkastens“ – eine Abstimmung mit weißen und schwarzen Kugeln – bestätigt werden. Auf einer Generalversammlung im Mai 1872 wurde beschlossen, „den Herren keine Einführung zu gestatten, die nicht innerhalb einer Meile von Bredstedt wohnen“.  Nach anfänglichen Rivalitäten mit dem Bredstedter Bürgerverein, der auch ein „Quartett“ unterhielt, - es ging um die Aufnahme in den Nordfriesischen Sängerbund, der die Liedertafel nicht zustimmte, weil es sich um einen „Spezialverein“ handelte- herrschte wieder Friede und Eintracht, als der Bürgerverein einen eigenen Gesangverein gründete. So veranstaltete man in der Neujahrsnacht 1869/70 gemeinsam ein Konzert zugunsten armer und kranker Kinder.  

Erst Mitte 1872 konnten die ersten gedruckten Liederbücher angeschafft werden. Bis zu dem Zeitpunkt sang man nach handgeschriebenen Notenblättern. Musikus Ohle steuerte eigene Kompositionen dazu bei. Sehr viele dieser Notensätze sind bis heute erhalten.

Bis zum Jahre 1890 steckte im Verein, was das Singen angeht, ein Virus. Die Aktivitäten erlahmten wie auch in den Gesangvereinen der Umgebung. Viele Chöre stellten ihre Tätigkeit ein. Musikus Ohle gelang es dann durch eigene Werbung, das Interesse für das Vereinsleben neu zu entfachen. Dies war auch das Verdienst vieler Bredstedter Bürger, die sich dieser Aufgabe mit viel Idealismus widmeten. So wirkte der Chor beim 100jährigen Jubiläum des Ringreitervereins im Jahre 1883 und bei Abhaltung von „Kränzchen und Conzerten“ mit.

Vielfach wurden die Reinerträge für soziale Zwecke zur Verfügung gestellt. Der Dirigent bekam zu dieser Zeit über Jahre 1,50 M Lohn für einen Singabend gleich nach dem Singen. Der Vereinsbeitrag betrug 0,25 M im Monat. In den Jahren bis zum Ersten Weltkrieg herrschte ein reges Vereinsleben.

Es wurden alljährlich in den umliegenden Dörfern und Städten nordfriesische Sängerfeste abgehalten. Die Liedertafel war immer dabei. 

Um die Jahrhundertwende waren Sommerausflüge mit Damen sehr beliebt, natürlich mit Pferd und Wagen. Ziele waren Lindewitt, das Immenstedter Holz, Bohmstedt oder die Westerdörfer. Als Singlokale dienten damals die Gastwirtschaften Paulsen, Friesenhalle und Reimers Gasthof. Musiker, die zum Tanz aufspielten, bekamen 9 Mark für den Abend. Im Protokollbuch ist oft von „Wohltätigkeits-Conzerten“ die Rede. Wie in früheren Jahren wurden die Reinerlöse beispielsweise für notleidende Witwen oder kranke Mitglieder verwendet. 

 1894 wurde eine neue Fahne aus Coburg angeschafft, da das alte Fahnentuch „vom Alter verzehrt“ war.

Man zahlte hierfür 120 Mark.

Am 8. und 9. Juni 1912 feierte man das 70.Jubiläum mit einem großen Sängerfest.

Aus diesem Anlass wurde eine Festzeitung als Sonderausgabe der Druckerei W.H. Müller herausgebracht. Hierin warben insbesondere die Gastwirte mit Anzeigen um „durstige Sängerkehlen“. Gang und gäbe war, dass bei den Sängerfesten die Kinder mit einbezogen wurden. So gab es für sie Sackhüpfen, Eierlaufen und Topfschlagen.

Laut Protokoll fand am 23. Juni 1914 die letzte Versammlung vor dem ersten Weltkrieg statt. Niemand ahnte, dass er nach wenigen Wochen ausbrechen würde.

Von da ab ruhte der Singbetrieb.


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