1915-1947 Zwischen den Weltkriegen
Eine große Lücke war im Chor durch gefallene Sangesbrüder entstanden.
Am 30. Januar 1919 kam man erstmals wieder zu einer außerordentlichen Generalversammlung zusammen.
Der Verein erhielt aber bald wieder Zulauf, so dass sogar daran gedacht wurde, einen gemischten Chor zu gründen. Es mangelte jedoch zunächst an sangesfreudigen Damen, deshalb stellte man dieses Vorhaben erst einmal zurück.
Zitat aus dem Protokollbuch: "Nach den Entbehrungen des Krieges besteht ein Nachholbedarf an Vergnügungen". Aus diesem Grunde wurde 1921 ein großes Picknick der Vereine und Chöre im Lindewitter Wald veranstaltet.
Das 80jährige Jubiläumsfest im Jahre 1922 fiel schon in die Inflationszeit.
Die Umsätze bei dieser Veranstaltung gingen bereits in die Tausende. 1923 schließt das Kassenbuch mit Einnahmen und Ausgaben um ca. 500 Millionen ab. Dem Festkomitee gehörten seinerzeit viele bekannte Bürger an, die nicht unbedingt Mitglieder des Vereins waren. Sie stellten sich uneigennützig für die Vorbereitung und Abwicklung des Sängerfestes zur Verfügung. Jens H. Johannsen war zu dieser Zeit langjähriger Dirigent. Ihm folgte Bernhard Ahlers aus Husum, der ein strenges Regiment führte.
Wie in der Wirtschaft, so gab es auch bei der Liedertafel in den 20er Jahren ein „Auf und Ab“. Wie aus dem Protokollbuch ersichtlich, fanden jedoch viele Veranstaltungen statt. Nach den entbehrungsreichen Kriegs- und Nachkriegsjahren bestand für Vergnügungen ein Nachholbedarf. Eng arbeitete man mit der Theatergruppe „Plattdütsche Lüd“ zusammen. Die Pflege der Geselligkeit hatte in diesen Jahren einen hohen Stellenwert.
1924 wurde dann der gemischte Chor gegründet. Man hatte jetzt genügend "sangesfreudige Damen" gefunden.
Groß gefeiert wurde am: 18. und 19. Juni 1927 das 85. Jubiläum des Vereins und der 60. Geburtstag des Nordfriesischen Sängerbundes in Bredstedt.
1929 schloss sich die Liedertafel dem Deutschen Sängerbund an. Der damalige Vorsitzende war Wilhelm Carstens. Wie auch noch heute sang der Chor zu allen möglichen Anlässen öffentlicher und privater Natur: Volkstrauertag, Liedertag, Hochzeiten von Mitgliedern, in der Kirche und im Krankenhaus usw. Die Übungsabende waren immer gut besucht und der Chor hatte die beachtliche Stärke von 61 Sängern.
Trotz wirtschaftlicher Not in den 30er Jahren wurde das Singen aufrecht erhalten. Die Veranstaltungen wurden allerdings in einem bescheidenen Rahmen durchgeführt. Viele Sänger wurden arbeitslos und waren nicht einmal in der Lage, den geringen Beitrag aufzubringen. Auf Ausflüge und Vergnügungen musste ganz verzichtet werden. Um das Dirigentenhonorar
aufzubringen, mussten neben dem Vereinsbeitrag 0,50 RM pro Übungsabend von den Sängern gezahlt werden. Immerhin entsprach dieser Betrag etwa einem halben Stundenlohn eines Handwerkers. Weil der Dirigent auf einen Teil seines Honorars verzichtete, konnte das Singegeld auf 0,30 RM ermäßigt werden.
Bemerkenswert ist, dass man trotz des knappen Geldes wagte, 1932 ein Sängerfest aus Anlass des 90. Stiftungsfestes der Liedertafel und des 65. des Nordfriesischen Sängerbundes zu feiern. Bald nach der „Machtübernahme“ durch die Nationalsozialisten im Jahre 1933 erfolgte, wie bei allen anderen Vereinen auch, die “Gleichschaltung“. Der Handwerkergesangverein schloss sich der Liedertafel an, und aus dem 1. Vorsitzenden wurde ein „Vereinsführer“. Der bisherige Vorsitzende W. Carstens behielt sein Amt.
Konzerteinladungen
und
Pressemitteilungen
aus der Zeit von
1933 - 1938
Ab 1936 übernahm Lehrer Heinrich Andresen für mehr als 20 Jahre den Dirigentenstab von B. Ahlers. Außer auf eigenen Sängerfesten sang der Chor auf vielen vereinsfremden Veranstaltungen und natürlich anlässlich nationaler Feiertage, Parteiveranstaltungen und zugunsten der „Winterhilfe“. 1939 dachte man schon über die Abhaltung des 100jährigen Geburtstags nach. Der Ausbruch des 2. Weltkriegs machte jedoch einen Strich durch die Rechnung.
Des Jubiläums wurde nur auf einer Generalversammlung im Jahre 1942 gedacht. Eine Feier fand nicht statt, weil schon zu diesem Zeitpunkt große Lücken durch gefallene Sangesbrüder entstanden waren. Im weiteren Verlauf des Krieges musste die Singetätigkeit ab Juni 1943 ganz eingestellt werden, weil Chorleiter Andresen eingezogen wurde. (siehe Pressemitteilung oben) Sie ruhte bis zu seiner Rückkehr aus der Gefangenschaft.
weiter geht`s mit dem sog. "Neubeginn", der Zeit von 1948 bis 1967.