Bredstedter Liedertafel von 1842

Musik macht Freu(n)de

 1948-1967   Neubeginn nach den Weltkriegen

Das erste Nachkriegsprotokoll ist datiert vom 26.02.1948 und enthält den Vermerk:   

„Die vor 1933 gültige Satzung wird wieder in Kraft gesetzt“.

 Zu diesem Zeitpunkt hatte der Chor schon wieder einige Male gesungen. Es wurde ein neuer Vorstand gewählt. Ihm gehörten u. a. an: Wilhelm Carstens (1. Vorsitzender) Walter Hellberg (2. Vorsitzender), Godber Carstens (1. Schriftführer), Matthias Nissen (Kassenwart) und Christian Lorenzen (Lokalverwalter).

Mit dem Nordfriesischen Sängerbund wurde Verbindung aufgenommen und Kontakt zu anderen Chören gesucht. Mit Leck und Enge wurde der Anfang gemacht. Zusammen mit diesen beiden Chören wurde 1948 ein großes „Vokal- und Instrumentalkonzert“ im Schützenhof veranstaltet.

Der Chor erhielt durch neue Sänger großen Zulauf, und man dachte auch bald wieder ans Feiern und plante Ausflüge. Die eigenen Veranstaltungen wurden als „streng geschlossene Vereinsvergnügen“ abgehalten, und es wurde genau festgelegt, wer wen einladen durfte. Hauptgrund hierfür war die begrenzte Kapazität der Tanzsäle. Man feierte damals am liebsten bei „Halkjär“ (Landschaftliches Haus) am Markt.

Bald wurden wieder regelmäßig Sängerfeste in verschiedenen Orten Nordfrieslands abgehalten. Die Liedertafel nahm jeweils mit einem großen Tross teil. So fuhr man 1949 mit mehr als 100 Personen nach Westerland, und zum Sängerfest in Wyk/Föhr waren es sogar weit über 200 Teilnehmer.




 Der Chor war mittlerweile auf  47 Sänger angewachsen. Die Generalversammlungen fanden damals noch im vierteljährlichen Rhythmus statt. Auf einer solchen wurde 1950 beschlossen, "...über die Aufnahme neuer Sänger wird statutengemäß nach dem 4. Singeabend abgesstimmt..." und man wollte sich dann aber nicht mehr an das 20. Lebensjahr binden.                                            Hier ein Foto vom Sängertreffen 1951 auf Sylt.

Das Jubiläumsjahr 1952 begann am 5. Januar mit einer würdig ausgestalteten Festversammlung in der Centralhalle. Hauptthema dieses Abends war die Feier des 110jährigen Geburtstags – ersatzweise für das 1942 ausgefallene 100jährige Jubiläum- und das 85. Gründungsjahr des Nordfriesischen Sängerbundes.

Was anlässlich dieses Festes am: 15. Juni 1952 auf die Beine gestellt wurde, war beachtlich. Die gesamte Bevölkerung machte mit und gab der Stadt ein festliches Gepräge mit Girlanden und Ehrenpforten. Die Sänger bauten eigens hierfür auf der Sportkoppel für die ca. 800 teilnehmenden Sängerinnen und Sänger eine große Erdtribüne, womit sich der Verein „ein bleibendes Andenken gesetzt habe“. 

Zu erwähnen ist vor allem der große Festumzug mit fantasievoll hergerichteten Festwagen.

Man zählte damals ca. 5000 Festteilnehmer.

Bezeichnend für den Idealismus der Sänger war, dass jeder vor dem Fest einen Beitrag in eine Garantiekasse einzahlte, um einem eventuellen Unterschuss bei der Endabrechnung vorzubeugen. Der Ernstfall trat aber nicht ein. Im Gegenteil, es wurde ein Überschuss erwirtschaftet.

1953 schieden die Gebrüder Wilhelm und Godber Carstens aus dem Vorstand aus. Wegen ihrer besonderen Verdienste wurden beide durch Ernennung zum „Ehrenvorsitzenden“ bzw. „Ehrenmitglied“ geehrt. Zum neuen Vorsitzenden wurde Christian Lorenzen (Tüdden Doktor) gewählt.

Die Fluktuation im Chor durch Umsiedlung der Flüchtlinge oder Fortzug aus beruflichen Gründen war in diesen Jahren recht groß. Wenn bisher die Sänger fast ausschließlich in Bredstedt wohnten, kamen fortan viele aus dem Umland, vor allem aus dem Breklumer Raum. Das Wort“Nachwuchssorgen“ wurde jetzt zu einem Begriff, nicht nur für die Liedertafel. Das technische Zeitalter der Massenmedien Rundfunk und Fernsehen forderte seinen Tribut. Die Liedertafel nahm aber weiterhin mit einer großen Schar an den Sängertreffen teil, und der gesellige Teil kam auch nicht zu kurz, woran besonders das passive Mitglied Carla Will großen Anteil hatte. Singlokal war über Jahre ein Klassenraum in der Realschule (jetzt Bürgerhaus).

1955 fand ein großes Kirchenkonzert verschiedener Chöre unter der Gesamtleitung des Kreismusikdirektors Kurt Rienecker statt.

1956 schied der langjährige Chorleiter H. Andresen aus Krankheits- und Berufsgründen aus. Ihm war zuvor die Silberne Chorleiter-Ehrennadel des Deutschen Sängerbundes verliehen worden. Von der Liedertafel wurde er zum Ehrenchorleiter ernannt. Die Suche nach einem Nachfolger erwies sich als schwierig, so dass man vorübergehend pausierte. Zur Überbrückung dieser Zeit kamen die Chormitglieder gelegentlich zu geselligen Veranstaltungen zusammen, wo auch mal W. Hellberg als Ersatzdirigent fungierte.

Ein Jahr lang leitete dann Lehrer Gestewitz den Chor, bevor es  Anfang 1958 gelang, Manfred Siegel als Dirigenten zu gewinnen. Mit ihm hatte der Verein einen „guten Griff“ gemacht, und seine Verpflichtung hatte zur Folge, dass mit ihm zahlreiche junge Sänger dem Chor beitraten. Der Chor trat ab jetzt wieder vermehrt in der Öffentlichkeit auf. 

Ab 1959 sang er z.B. regelmäßig am Weihnachtsabend in der Bredstedter Kirche und am 2. Festtag in Breklum. Auf der Jahreshauptversammlung am 17. 1. 1959  beschloss man, nordfriesische Sängerfeste nur zu besonderen Anlässen durchzuführen. Stattdessen sollten kleinere Treffen in Gruppen mit vier oder fünf Chören stattfinden. Dieser Gedanke wurde vom Nordfriesischen Sängerbund aufgegriffen und umgesetzt.

Auf der Jahreshauptversammlung im Januar 1961 übergab Chr. Lorenzen den Vorsitz an Heinrich Brüchmann. Die Aktivitäten des Chores wurden trotz großer beruflicher Belastung von M. Siegel noch ausgedehnt. 1965 beschloss man, Vorstandswahlen künftig im Dreijahresturnus durchzuführen, und man machte sich Gedanken über den 125. Geburtstag im Jahre 1967.

In einer Festwoche vom 30. 4. bis 7. 5. 1967 fanden drei Veranstaltungen statt: Ein Volksliederabend mit je einem Kinderchor beider Schulen, ein Kirchenliederabend zusammen mit dem „Kammerorchester Volquartz“ und einem gemischten Chor aus Flensburg und einem Festabend mit dem Husumer Frauenchor, dem Instrumentalkreis der Realschule Husum und dem Flensburger Harmonika-Club.

Das Bundessängerfest zum 100. Gründungsjahr verlief im üblichen Rahmen. Das gemeinschaftliche Singen fand im alten Schützenhofsaal statt.  

                     Hier ein paar "Schnappschüsse" von der Festwoche.

Die Verleihung der Zelterplakette im Mai 1967 durch den Kultusminister des Landes an die Liedertafel und fünf weiteren Chören aus Schleswig-Holstein bildete den Höhepunkt der Festwoche.


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